TIR enttäuscht: Nationalrat lehnt Importverbot betreffend Jagdtrophäen und Hummern zu Speisezwecken ab
In der Sommersession 2017 hat sich der Nationalrat am 7. Juni gegen ein Importverbot von Jagdtrophäen bedrohter Tierarten ausgesprochen. Am 15. Juni lehnte er ausserdem ein Importverbot für lebende Hummer zu Speisezwecken ab. Die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) bedauert die Haltung des Nationalrats. In beiden Fällen hat die Schweiz die Chance auf fortschrittliche Arten- und Tierschutzbestimmungen verpasst.
27.06.2017
Dennoch hat der Nationalrat mit 118 zu 72 Stimmen am 7. Juni eine entsprechende Motion für ein Importverbot von Jagdtrophäen bedrohter Arten abgelehnt. Das Verbot sollte auch Jagdtrophäen erfassen, die aus sog. Gatterjagden stammen (mehr hierzu siehe TIR-Newsmeldung vom 27. Dezember 2016). OceanCare, Animal Trust und die TIR bedauern diesen Entscheid zutiefst. Die drei Organisationen hatten im Vorfeld der Abstimmung dem Parlament eine Petition mit über 12‘000 Unterschriften für ein Ein- und Durchfuhrverbot von Jagdtrophäen gefährdeter Arten überreicht (mehr hierzu siehe TIR-Newsmeldung vom 7. April 2017). Die Trophäenjagd ist nicht mehr zeitgemäss. Dass es auch anders geht, zeigten die Niederlande oder Frankreich, die ähnliche Regelungen für Importverbote von Tiertrophäen erlassen haben.
Gemäss Angaben der Vereinigung der Schweizer Kantonstierärztinnen und -ärzte (VSKT) stammen bis zu 90 Prozent der Hummer, die in der Schweiz verkauft werden, aus Nordamerika. Um das ganze Jahr über ein gleich bleibendes Angebot bereitstellen zu können, werden die Tiere nach dem Fang regelmässig monatelang zu Tausenden und mit zusammengebundenen Scheren ohne Nahrung auf engstem Raum ohne Bewegungs- oder Rückzugmöglichkeiten gehalten. Danach werden die Hummer lebend in engen Styroporkisten in die Schweiz transportiert, was wiederum mit erheblichen Belastungen und sogar Verletzungen, vor allem der Fühler verbunden ist. Aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse ist davon auszugehen, dass Hummer in der Lage sind, Schmerzen zu empfinden. Aufgrund ihres hochentwickelten Nervensystems sind sie zweifelsohne leidensfähige Lebewesen.
Durch seine ablehnenden Entscheide hat es der Nationalrat verpasst, durch Importverbote ein starkes Zeichen zugunsten eines zeitgemässen Tier- und Artenschutzes zu setzen. Die TIR wird sich weiterhin für entsprechende Ein- und Durchfuhrverbote einsetzen.