Vorsicht bei Freiwilligeneinsätzen in Afrika vor dubiosen Tierfarmen
Seit Sommer 2015 befasst sich Tier im Recht (TIR) intensiv mit dem Thema Wilderei und Handel mit lebenden Tieren, Jagdtrophäen und illegal erstandenen Tierprodukten. Zu diesem Zweck war sie im vergangenen Jahr auch vor Ort, um in Kenia und Simbabwe Ursachen und mögliche Lösungsansätze dieses gravierenden Tier- und Artenschutzproblems zu erörtern. Ein spezielles Thema stellt dabei die Trophäen- und insbesondere die Gatterjagd dar. Wer sich für ehrenamtliche Einsätze in Afrika interessiert, sollte Anlagen, auf denen diese Jagdformen ausgeübt werden, zwingend meiden.
13.01.2016
Immer mehr Menschen hegen den Wunsch, sich vor Ort für den Tier- und Artenschutz zu engagieren. Obschon diese Absicht sehr erfreulich ist, besteht zunehmend die Gefahr, dass freiwillige Helfer, die sich für die vermeintlich sinnvolle Aufzucht von Löwen- oder Tigerbabys interessieren, ungewollt einen Beitrag zur Trophäen-Jagd leisten. Betreuer von Tierfarmen, auf denen die Wildtiere unter anderem auch von Touristen ausgeführt ("Walking with Lions") oder Bilder mit ihnen gemacht werden dürfen, geben häufig wahrheitswidrig vor, dass die Tierjungen von ihrer Mutter verstossen wurden. Auch eine Auswilderung, wie sie den Volontären oftmals versprochen wird, ist für Raubkatzen, die derart auf den Menschen geprägt sind, nicht mehr möglich.
Vielmehr werden diese Tiere, nachdem sie – unter anderem von Freiwilligen – "aufgepäppelt" und an die Menschenhand gewöhnt wurden, häufig für die sogenannte Gatterjagd eingesetzt. Die Gatterjagd ("Canned Hunting") stellt eine spezielle und in moralischer Hinsicht besonders bedenkliche Form der Trophäenjagd dar, bei der die eigens dafür gezüchteten Tiere ihren Jägern "auf dem Silbertablett präsentiert" bzw. ohne Fluchtmöglichkeiten in einem umzäunten Gehege eingesperrt und schliesslich erlegt werden.
Rund 1000 Löwen sind jährlich von dieser nicht nur aus Tierschutzsicht unhaltbaren Jagdform betroffen. Die Jagd fördert ferner den illegalen Handel mit Tierprodukten wie Knochen oder Fellen, die ins Ausland verkauft werden. Überdies leben die Tiere in solchen Touristen-Farmen in aller Regel unter erbärmlichen Bedingungen: Die Elterntiere werden häufig in minimalen Gehegen gehalten, Jungtiere und Mütter werden früh getrennt; sie leiden an Krankheiten, psychischem Stress und werden als Touristenattraktionen missbraucht.
Durch Freiwilligenarbeit mit den Wildtieren fördern Menschen in bester Absicht in solchen Farmen unwissentlich die Jagdindustrie – nicht zuletzt auch, weil sie für ihre Einsätze zudem noch bezahlen. Das Online-Portal Wegweiser Freiwilligenarbeit zeigt erstmals im deutschsprachigen Raum auf, dass die Tiere gezielt für die Gatterjagd gezüchtet werden. Wer einen nachhaltigen Beitrag zum Schutz gewisser Tierarten leisten möchte, ist gut beraten, sich für die Erhaltung der Lebensräume der Tiere einzusetzen, damit die Vermehrung in freier Wildbahn sichergestellt werden kann. Hierfür bietet das Online-Portal zahlreiche sinnvolle Wildlife-Projekte an.
Lesen Sie ausserdem hier mehr über den Einsatz der TIR im Kampf gegen die Wilderei in Kenia und Simbawe. (Newsmeldung vom 21.09.2016)