TIR kritisiert massive kantonale Unterschiede bei der Verfolgung von Tierquälereien
2010 wurden in der Schweiz so viele Tierschutzdelikte untersucht wie noch nie. Dies zeigt eine Analyse der Stiftung für das Tier im Recht (TIR), die an der heutigen Medienkonferenz der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Die positive Entwicklung ist allerdings vor allem auf den pflichtbewussten Gesetzesvollzug einiger weniger Kantone zurückzuführen, während viele andere in Untätigkeit verharren. Die TIR fordert griffige Vollzugsstrukturen in allen Kantonen.
15.12.2011
Die TIR-Jahresanalyse der Schweizer Tierschutzstrafpraxis bringt auch für 2010 brisante Erkenntnisse an den Tag. Landesweit wurden 1063 Strafverfahren wegen Tierquälereien und anderen Tierschutzdelikten durchgeführt, was einen Höchststand bedeutet. In mehr als der Hälfte der Fälle (578) ging es um eine an Heimtieren begangene Straftat. Nutztiere wurden 329 Mal Opfer von Tierschutzdelikten, Wildtiere 103 Mal. In lediglich fünf Fällen wurden Verstösse im Tierversuchsbereich untersucht. Insgesamt weitaus am häufigsten betroffen waren Hunde (478 Fälle), gefolgt von Rindern (143), Katzen (74) und Schafen (66).
Mit 219 weist Bern die meisten Verfahren aus, was vor allem auch auf ein gut funktionierendes Vollzugsinstrumentarium zurückzuführen ist: Die Kantonspolizei verfügt über eine eigens für Tierdelikte eingerichtete Fachstelle, die entsprechende Sachverhalte konsequent untersucht. Damit werden Effizienz und Motivation aller an der Verfolgung von Tierschutzverstössen beteiligten Behörden gesteigert und der Gesetzesvollzug insgesamt erheblich verbessert. Hohe Fallzahlen liegen auch aus den Kantonen St. Gallen (168), Zürich (166) und Aargau (132) vor, was ebenfalls auf im Tierschutzrecht spezialisierte Amtsstellen zurückzuführen ist.
In vielen anderen Kantonen bemüht man sich hingegen nach wie vor zu wenig oder überhaupt nicht um eine angemessene Verfolgung und Bestrafung von Tierschutzdelikten. So wurden in Obwalden und Glarus 2010 jeweils nur gerade zwei Tierschutzstrafverfahren durchgeführt.
Offensichtlich werden hier Tierquäler für ihre Taten strafrechtlich
nicht zur Rechenschaft gezogen. Die zuständigen Behörden verstossen
damit gegen verbindliche Rechtsvorschriften. Ebenso schlecht schneiden
Jura, Nidwalden und Wallis mit je drei sowie Uri mit vier Fällen ab.
Die TIR ist erfreut über die gesamthaft steigende Anzahl Strafverfahren,
die von einer zunehmenden Sensibilisierung für den Vollzug des
Tierschutzrechts zeugt. Dennoch muss noch immer von einer enormen
Dunkelziffer an nicht angezeigten oder untersuchten Tierschutzdelikten
ausgegangen werden. Völlig inakzeptabel ist, dass zahlreiche Kantone
verbindliches Gesetzesrecht fast schon systematisch ignorieren und
Tierquälereien bewusst nicht bestrafen.
In einem 7 Punkte-Katalog
fordert die TIR konkrete Massnahmen zur unverzüglichen Verbesserung des
in manchen Kantonen dramatischen Defizits in der Durchsetzung des
strafrechtlichen Tierschutzes. Hierzu gehören insbesondere griffige
Vollzugsstrukturen, wofür die Kantonspolizei Bern mit seiner "Fachstelle
Tierdelikte" Modellcharakter haben könnte.
Weitere Informationen
Medienecho TV & Radio
- Radio DRS 1 vom 15. Dezember 2011: Gieri Bolliger zur Tierschutzstrafpraxis 2010
- Radio Top vom 15. Dezember 2011: Christine Künzli zur Tierschutzstrafpraxis 2010
- Radio Energy vom 15. Dezember 2011: Gieri Bolliger zur Tierschutzstrafpraxis 2010
- Radio Zürisee vom 15. Dezember 2011: Michelle Richner, Gieri Bolliger und Vanessa Gerritsen zur Tierschutzstrafpraxis 2010
- Tele Top vom 15. Dezember 2011: Vanessa Gerritsen zur Tierschutzstrafpraxis 2010 (ab ca. 06.00)
- 10 vor 10 (SF) vom 20. Dezember 2011: Keine Subventionen mehr für Tierquäler
Medienecho Printpresse
- Blick am Abend vom 15. Dezember 2011: "Die Bussen in der Schweiz sind lächerlich"
- Tages-Anzeiger vom 16. Dezember 2011: Deutliche Unterschiede bei der Verfolgung von Tierquälereien
- 20 Minuten vom 16. Dezember 2011: Bern führt im Kampf gegen Tierdelikte
- Aargauer Zeitung vom 16. Dezember 2011: 1063 Tierquäler zur Rechenschaft gezogen
- Bote der Urschweiz vom 16. Dezember 2011: Rinder am stärksten betroffen
- Schweizer Bauer vom 17. Dezember 2011: Es wurden weniger Bauern angezeigt
- Der Sonntag vom 18. Dezember 2011: Beim Tierschutz wird in den Kantonen weggeschaut
- Basellandschaftliche Zeitung vom 20. Dezember 2011: Ist Baselland ein schwarzes Schaf?
- Zürichsee-Zeitung vom 30. Dezember 2012: Amtlicher Tierschutz bleibt in der Kritik
- Obwalden und Nidwalden Zeitung vom 30. Dezember 2011: Zwischen Gesetz und Augenmass
- Der Landbote vom 30. Dezember 2011: Tierschutz ohne Anwalt
- Tierwelt vom 30. Dezember 2011: Hunde werden am meisten gequält
- Die Südostschweiz vom 6. Januar 2012: Kritik an der Verfolgung von Tierquälern im Kanton Glarus
Medienecho Onlinemedien
- CDT.ch vom 15. Dezember 2011: Animali, ogni anno un po' piu amati
- bluewin.ch vom 15. Dezember 2011: Rekordzahl von Strafverfahren wegen Tierquälereien
- blick.ch vom 15. Dezember 2011: Trauriger Rekord bei Anzeigen wegen Tierquälerei
- schweizerbauer.ch vom 15. Dezember 2011: Noch nie so viele Strafverfahren wegen Tierquälerei wie 2010
- teleticino online vom 15. Dezember 2011: Animali maltrattati - è record
- Landwirtschaftlicher Informationsdienst (lid) vom 15. Dezember 2011: Rekord an Strafverfahren wegen Tierquälerei
- news.ch vom 15. Dezember 2011: So viele Tierschutzdelikte wie noch nie
- Bieler Tagblatt online vom 15. Dezember 2011: Massive kantonale Unterschiede bei der Verfolgung von Tierquälereien
- Animal Health Online (aho) vom 15. Dezember 2011: Schweiz - Rekord bei Strafverfahren wegen Tierquälerei
- Suedostschweiz online vom 15. Dezember 2011: St. Gallen hat viele, Glarus wenige Tierquälereien verzeichnet
- NZZ Online vom 16. Dezember 2011: Tierschutzdelikte werden unterschiedlich stark verfolgt
- annabelle blog vom 21. Dezember 2011: Über ignorante Kantone und Hundehalter
- St. Galler Tagblatt Online vom 13. Januar 2012: Kritik an Tierschutzstudie
- Identische Berichte in vielen Schweizer Onlineportal