Internationale Koalition gegen die organisierte Hundequälerei in Italien
Rund 80 Organisationen, darunter die Stiftung für das Tier im Recht (TIR), fordern in einem internationalen Appell an die italienische Regierung die Verbesserung der Zustände in Apulien. Weil ein entsprechendes Gesetz Subventionen für Streunerhunde verspricht, erhoffen sich findige Tierheimbetreiber ein lukratives Geschäft – und nehmen dabei artwidrige Haltebedingungen in Kauf.
22.02.2011
1991 wurde in Italien ein im Grunde begrüssenswertes Gesetz zum Schutze der damals rund 14 Millionen italienischen Hunde und Katzen eingeführt. Der Erlass betont die Verantwortung der Tierhalter und stellt das Misshandeln und Aussetzen von Heimtieren unter Strafe. Zudem wird die Fürsorgepflicht des Staates für herrenlos gewordene Tiere statuiert. So sind streunende Heimtiere auf Staatskosten einzufangen und bis zur Rückgabe an ihren Besitzer bzw. bis zur Neuplatzierung in Tierheimen unterzubringen.
Die Umsetzung dieser Gesetzgebung führt vielerorts zu Problemen, da sich die neue Regelung missbräuchlich verwenden lässt. In Apulien beispielsweise entstanden Dutzende sogenannter Canili mit teilweise bis zu 2000 Hunden. Für jeden beherbergten Hund erhält der Betreiber der Anlage Direktzahlungen aus der Staatskasse – indirekt subventioniert durch die EU.
Dieses profitorientierte System lässt für Tierschutz kaum Platz: die Hunde leben zusammengedrängt unter krass tierschutzwidrigen Bedingungen. An Hundevermittlungen sind die Betreiber der Tierheime nicht interessiert, da ihnen auf diese Weise bedeutende Einnahmen verloren gehen.
Um die Missstände und die aus Tierschutzsicht verheerenden Folgen des italienischen Heimtiergesetzes Nr. 281 aufzuzeigen, wurde CICTO (www.cicto.org) ins Leben gerufen, eine internationale Koalition, der sich bereits rund 80 Organisationen aus verschiedenen Ländern angeschlossen haben. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, die mafiös gefärbten Strukturen des Canile-Systems aufzuzeigen und die italienische Regierung zum Handeln zu veranlassen.
Die TIR schliesst sich dem länderübergreifenden Protest an und stellt
sich hinter die von CICTO gestellten Fragen an die Regierungen Apuliens,
Italiens und der EU: Welche Verbesserungen für die betroffenen Tiere
hat das Tierschutzgesetz Nr. 281 von 1991 erreicht? Wieviele Millionen
Euro kostet seine Umsetzung? Wer verdient daran? Warum schützt das
Gesetz die Tiere nicht?
Im Weiteren unterstützt die TIR das
Projekt CAROdog.eu, das die Streunerproblematik auf EU-Ebene anpackt und
hoffentlich dereinst auch in Italien zu einer echten Lösung der
Tierschutzprobleme im Bereich der Streunertiere führen wird.
- CICTO - Internationale Koalition gegen die organisierte Hundequälerei in Italien
- CAROdog - Responsible Ownership in Europe
- TIR-Newsmeldung vom 14.10.2010: CAROdog - fundierte Arbeit zugunsten der Strassenhunde
- Affaritaliani.it vom 10.1.2011: Bericht eines italienischen Tierarzts über das Canile-System (in italienisch)